Die Schweiz als „Wasserschloss Europas“ ist eine etablierte Bezeichnung im öffentlichen Diskurs, die sich im Laufe der Zeit zu einer identitätsstiftenden Metapher entwickelt hat. Die Zeitungsanalyse der letzten 100 Jahre zeigt, wie sich die Verwendung dieser Metapher unter dem Einfluss äusserer Faktoren gewandelt hat. Das Jahr mit den meisten Zeitungsartikeln, in denen die Metapher verwendet wurde, war der Hitzesommer 2003. Weitere Jahre mit häufigem Vorkommen der Metapher fallen mit internationalen Ausstellungen (Expos) zusammen, bei denen sich die Schweiz als „Wasserschloss Europas“ präsentierte oder entsprechende Bezüge herstellte. Dabei diente die Metapher einerseits als Symbol für den Wasserreichtum des Landes, andererseits unterstrich sie die Rolle der Schweiz im Umweltschutz, deren Verantwortung gegenüber den Unterliegern; zudem diente sie der touristischen Vermarktung der Naturlandschaft. Lange Zeit galt der Wasserreichtum in der Schweiz als selbstverständlich, angesichts der rasanten Klimaerwärmung und des damit einhergehenden steigenden Nutzungsdrucks auf die Ressource Wasser und die aquatischen Lebensräume erscheint die Verwendung dieser beschaulichen Metapher als überholt.
Der Artikel ist im Rahmen des Rheinblick2027-Projekts entstanden – einem von der Internationalen Kommission für die Hydrologie des Rheingebietes (KHR) initiierten Projekt, das zum Ziel hat, die Auswirkungen des Klimawandels auf den Rhein und seine Nebenflüsse zu untersuchen und neue hydrologische Szenarien zu entwickeln.
Tobias Wechsler1,4), Astrid Björnsen1), Flurina Wartmann2), Christian Rohr3), Bruno Schädler3)
1)Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, Schweiz
2)Geographie & Umwelt Departement, Universität Aberdeen, Schottland
3)Historisches Institut & Geographisches Institut der Universität Bern, Schweiz
4)INRAE, Research Unit RECOVER, Universität Aix-Marseille, Frankreich